Die Geschichte von Rahima

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Rahima, 7 Jahre, aus Äthiopien

„Im Moment leben wir allein von dem, was uns andere geben.“

„Ich wünsche mir ein gutes Haus für meine Familie“, sagt die siebenjährige Rahima leise und dieser Wunsch verwundert nicht. Es ist Anfang September im Armenviertel Shankila Wenz. Die große Regenzeit verabschiedet sich nur langsam. Feuchte Kälte kriecht durch alle Ritzen. Den „Schwarzen Fluss“, nachdem das Viertel benannt ist, kennt hier niemand. Wenn sich aber die maroden Straßen in Schlamm auflösen, könnte kein Name passender sein. Inmitten dieses schwarzen Flusses wirkt Rahima in ihrem Lieblingskleid – lang, weiß, sorgfältig nach oben gerafft – wie eine verlorene Prinzessin.

Rahimas Zuhause verdient die Bezeichnung Haus nicht. In der Trockenzeit wird es darin brütend heiß. Regnet es, donnern die Tropfen auf das Wellblech und von dort auf Bett und Boden. Die Lehmwände sind löchrig, Matratzen und Decken schimmlig. „Jeden Abend breiten wir die Matratzen aus und legen uns dort hin“, Rahima zeigt das rostige Bettgestell in der Ecke. Sie kräuselt Nase und Augenbrauen. „Der Vermieter tut nichts. Ich selbst habe nicht einmal die Möglichkeit, die Löcher zu schließen“, entschuldigt Rahimas Mutter Zeynaba, auf dem Arm die erst acht Monate alte Rahmet. „Wir haben keine Wahl. Wir haben nur dieses Haus.“

Seitdem ihr Mann unerwartet an einer Blinddarminfektion starb, ist die 27-jährige Zeynaba ganz auf sich allein gestellt. Lange hielt sie sich und Rahima mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser. Als Haushaltshilfe verdiente sie gut 50 Birr am Tag. Zwei Euro, mal mehr, mal weniger. „Mit dem Baby kann ich nicht mehr arbeiten. Im Moment leben wir allein von dem, was uns andere geben.“

Auch Rahima fehlt der Vater. Sie fragt oft nach ihm. „Wäre er noch bei uns, würde er mich sicher lieb haben“, das sage ihre Kleine oft. Zeynaba weint. Rahima blickt zu Boden. Sie möchte ihrer Mama keinen Kummer machen, sagt sie so leise, dass es das Donnern aufs Blechdach verschluckt. Ihre Mutter springt ihr bei. „Rahima ist sehr brav und aufmerksam“, versichert sie. „Sie hilft mir immer, wenn ich sie darum bitte, und kümmert sich gut um ihre kleine Schwester.“

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Als der Regen langsam nachlässt, hält es Rahima nicht mehr im Haus. Sie schnappt sich ein Stück Holzkohle und zeichnet ein Gitter auf die nassen Steine. Es ist Zeit für eine Runde „Segno, Maksegno“ – ein Hüpfspiel, hierzulande bekannt als „Himmel und Hölle“. Rahima rafft ihr Kleid, wirft den Stein ins erste Feld und springt los.

Aufgeweckt und fröhlich erzählt Rahima auch von der Schule. Gerade ist sie in die erste Klasse gekommen. Das Alphabet kennt sie schon. Jetzt freut sie sich auf Amharisch, Musik, Sport und Englisch. Lernen bringt Abwechslung in ihren Alltag. Und es formt ihren Traum: „Wenn ich groß bin, möchte ich Lehrerin werden und Kindern das Lesen und Schreiben beibringen.“ Ihre Mutter, die nie eine Schule besucht hat, hört das mit Stolz. Dass sie Rahima nicht bei den Hausaufgaben helfen kann, macht sie traurig. Was wünscht sie sich für ihre Mädchen? Zeynaba verdeckt ihre Augen. „Ein sauberes und sicheres Zuhause. Eine gute Ausbildung. Meine Kinder sollen es besser haben. Sie sollen nicht mein Leben wiederholen.“