Die Geschichte von Musé

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Musé, 10 Jahre, Addis Abeba (Äthiopien)

,,Ich möchte Waisenkindern helfen und ihnen genug zu essen geben.“

„Wenn ich nach der Schule nichts zu essen bekomme, geht es mir sehr schlecht“, sagt Musé und zieht die Augenbrauen weit in die Stirn. Wie sich Hunger anfühlt, weiß der Zehnjährige genau. „Mein Bauch tut mir weh und mir wird schwindelig. Dann kann ich mich nicht auf meine Schulaufgaben konzentrieren.“ Mutter Tariku – groß gewachsen, sanft, herzlich – wendet beschämt den Kopf zur Seite. „Ich bin so müde“, sagt sie leise. „Ich bin es leid, jeden Tag so hart zu arbeiten und manchmal nicht einmal Geld für ein Mittagessen zu verdienen.“

Zuhause sind Musé und Tariku in Shankila Wenz, einem der zahllosen Armenviertel von Addis Abeba. Hier teilen sie sich mit Musés älteren Schwestern und seiner Cousine karge, fensterlose zehn Quadratmeter. Die Hütte steht schief an einem Hang. Regnet es, läuft das Wasser in kleinen Bächen durch den Türspalt. Vor allem beim Lernen kommen sich die Kinder in die Quere. Ein Buch auf den Knien, das Heft in der Hand machen sie ihre Hausaufgaben meist nacheinander. Auf beengtem Raum geht Leben nur in Etappen.

Allein für die Miete muss Tariku 500 Birr jeden Monat aufbringen. 18 Euro. Das ist viel für eine fünfköpfige Familie, die von nur einem Tagelohn leben muss. Die Suche nach Arbeit bestimmt das Leben der Familie, seit Musés Vater an den Folgen einer schlecht behandelten Verletzung starb. „Wir frühstücken nie. Daran sind alle gewöhnt. Ich muss früh raus, um überhaupt Arbeit für den Tag zu finden.“ Putzen, Wäsche waschen, Brot backen, Tariku nimmt alles an. Drei, vier Mal in der Woche habe sie Glück. „Dann verdiene ich 50 Birr am Tag und hier und da ein Trinkgeld obendrauf. Unser Leben wäre so viel leichter, müssten wir nicht von der Hand in den Mund leben.“

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Obwohl er vieles vermisst, beschwert sich Musé nicht über seine Lage. Genügsam trägt er die zu klein gewordene Schuluniform und dasselbe Paar Plastikschlappen durch das Jahr. Möchte er Fußball spielen, muss er sich einen Ball von Freunden borgen. Geht es seiner Mutter nicht gut, kümmert er sich um den Haushalt. „Ich möchte meine Mama nicht belasten“, sagt er und der sonst so fröhliche Junge klingt plötzlich ernst und erwachsen. Nur wenn er Hunger habe, mache er sich Sorgen: „Wie kann ich lernen, wenn ich nichts zu essen habe?“

Überhaupt: das Lernen und die Schule. Musé besucht die fünfte Klasse und ist, wie er stolz erzählt, der zweitbeste Schüler seiner Klasse. Das hat einen Grund: Musé möchte Pilot werden. Warum? Das weiß er nicht genau. Was er sicher weiß: „Ich möchte genug Geld verdienen, damit ich meiner Familie und meinem Land helfen kann. Ich möchte Waisenkindern helfen und ihnen genug zu essen geben.“ Musé schaut in die Ferne. Er schweigt. Tariku nimmt seine Hand. „Musé ist ein kluger Junge. Ich möchte jede Chance nutzen und alles dafür tun, damit er erfolgreich werden kann.“